Domestikation
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Domestikation
Die Domestikation ist die allmähliche Umwandlung von Wildtieren in Haustiere durch den Menschen. Sehr verschiedene Tiere wurden im Verlauf der Geschichte zu Haustieren und über viele Generationen hinweg gehalten. Dabei wurden die unter natürlichen Bedingungen herrschenden Selektionsfaktoren durch künstliche Faktoren ersetzt, wodurch Haustiere ausgeprägte Unterschiede zu ihren wild lebenden Vorfahren entwickelt haben.

Prozess der Domestikation
Entscheidend für den Prozess der Domestikation ist der Ersatz der natürlichen Selektion durch eine künstliche. Unter natürlichen Bedingungen wirkt die Selektion stabilisierend, da an die Umweltbedingungen nicht optimal angepasste Individuen sich in geringerem Maße fortpflanzen als optimal angepasste. Die genetisch bedingte Variationsbreite der Population wird dadurch verringert. Durch Hege der Tiere werden für sie selektiv wirksame bedrohliche Situationen wie Nahrungsmangel und Feinddruck abgemildert, womit die stabilisierende Wirkung der Selektion entfällt und die gesamte genetische Variationsbreite innerhalb der Haustierpopulation ausgeprägt werden kann. Durch die vom Menschen ausgeübte künstliche Zuchtwahl nach verschiedenen, dem Menschen nutzbringenden Eigenschaften wird eine künstliche Selektion ausgeübt, die für Wildtiere ungünstige Eigenschaften fördern kann. Bei Anwendung verschiedener Richtlinien zur Zuchtwahl innerhalb einer Haustierart (z. B. Milchleistung und Fleischertrag bei Rindern) kommt es zur Etablierung verschiedener Rassen. Die große Variationsbreite innerhalb einer Haustierpopulation unterstützt diesen Prozess, so dass die Rassenbildung bei Haustieren stark beschleunigt ist.

Als Domestikationserscheinungen bezeichnet man Merkmale, die bei Haustierrassen durch mangelnden Selektionsdruck entstehen. Häufige Domestikationserscheinungen sind: Verlust der zur Tarnung dienenden Färbung, die so genannte „Holländerscheckung“ mit vorne und hinten dunklem und in der Mitte hellem Haarkleid, Hängeohren und eine Verkürzung des Gesichtsschädels. Es kommt zu verschiedenen degenerativen Erscheinungen wie Verringerung des Hirngewichts um circa 20 bis 30 Prozent sowie Rückbildung der Hirnfurchung und Änderungen des Hormonhaushalts und Instinktverhaltens. Diese Erscheinungen sind bereits bei der ersten Generation von Zootieren zu beobachten.

Geschichte der Domestikation
Als ältestes Haustier gilt das Schaf, von dem 11 000 Jahre alte Überreste in einer Höhle im Nordirak gefunden wurden. Sehr bald folgten Ziege und Schwein und vor 9 000 Jahren das Rind. Verschiedene Wildtierarten wurden parallel an verschiedenen Orten zu Haustieren gemacht. So wurde der Auerochse in Mitteleuropa und im Vorderen Orient zur gleichen Zeit domestiziert. In Asien trat anstelle des dort nicht vorkommenden Auerochsen der Yak, der Banteg und der Gaur.

Der Hund trat als domestizierter Wolf vor 10 000 Jahren in Mitteleuropa auf. Er war das erste Haustier mesolithischer Jäger und Sammler und zeigte zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeprägte Domestikationsmerkmale, wie stark variierende Größe und eine Verkürzung des Gesichtsschädels. Vorstellbar ist, dass als Köder gefangene Jungtiere durch das interspezifische Kindchenschema Fürsorgeinstinkte auslösten und daher gepflegt und großgezogen wurden. Die mögliche Fell- und Fleischnutzung des Hundes trat durch sein instinktives Sozialverhalten in den Hintergrund. Seine Prägbarkeit und damit einhergehende Anpassungsfähigkeit ließ ihn für den Menschen als Beschützer und Jagdbegleiter wertvoll werden.

Aus: MS Encarta Enzyklopädie 98

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